Wie das Vertrauen in die GRV erodiert und das Sparen für die Rente immer wichtiger wird.
Selten war das Thema „Rente“ in der öffentlichen Diskussion so präsent und so kontrovers diskutiert. Es macht deutlich, dass die jahrzehntelange Untätigkeit der Politik mittlerweile tiefe Spuren in der Gesellschaft hinterlässt.
Die Zahlen der forsa-Studie der Initiative Minderheitsaktionäre e.V. mit Unterstützung des Der Mittelstand BVMW sprechen eine deutliche Sprache: 90% der Bürger rechnen fest mit einer Versorgungslücke ihrer gesetzlichen Rente, nur 7% vertrauen in deren langfristige Sicherheit. Das ist der höchste Wert in der zum fünften Mal erscheinenden Befragung. Das Vertrauen ist gerade bei jungen Menschen und Geringverdienenden besonders niedrig.
Der ebenfalls gerade erschienene „Altersvorsorge-Report 2025“ der Deutschen Bank und der DWS Group kommt auf fast identische Ergebnisse: 83% halten die gesetzliche Rente nicht mehr für zukunftssicher. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge spricht davon, dass die gesetzliche Rente kein Sicherheitsanker mehr ist, sondern ein Risiko. Entsprechend steigt die Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen: 74% der Befragten wünschen sich Reformen, 86% kritisieren, dass die Politik das Thema nicht entschlossen genug angeht.
Alles in allem ein politisches Trauerspiel. Denn die Analyse, was im deutschen Altersvorsorgesystem falsch läuft, ist erdrückend eindeutig und wird reihenweise von Studien belegt. Es fehlt also nicht an Erkenntnis, sondern an mangelndem Umsetzungswillen.
Somit verwundert es auch nicht, dass die Rente auf dem zweiten Platz der Zukunftsziele der Deutschen ist, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zeigt: 31% der Befragten gaben an, dass die Rente für sie der zweitwichtigste finanzielle Zukunftsaspekt darstellt. Interessanterweise wird oft genau daran gespart. Fast jeder in Deutschland weiß also, dass zusätzlich gespart werden muss, doch passiert nach wie vor zu wenig.
Schon 2023 titelte die FAZ „Wenn am Sparen gespart wird“ und machte darauf aufmerksam, dass immer mehr Menschen die Beiträge für die Altersvorsorge reduzieren oder gar ganz stoppen. Dies hat sich auch in den letzten zwei Jahren nicht wirklich verbessert. Den Grund kennen wir alle: Seit Jahren prägt das Wort „Inflation“ unseren Alltag. Wenn wir im Supermarkt einkaufen gehen, unsere Strom- oder Gasrechnung vergleichen oder den nächsten Urlaub buchen, ist es offensichtlich: Alles wird teurer. Verständlicherweise wird gespart, wo man kann.
Aufschieben ist jedoch keine Alternative
Ohne die regelmäßigen Beiträge für die zusätzliche Altersvorsorge müssen die meisten Menschen in Deutschland mit der gesetzlichen Rente auskommen. Wie hoch Ihre individuelle Einkommenslücke zwischen dem letzten Nettogehalt und der ersten Nettorente ist, erfahren Sie über unseren Rentenlückenrechner. Zur Ermittlung des Renteneinkommens im Alter nutzen wir die Zahlen der OECD, die aktuell bei einem Durchschnittsverdiener bei 52,9% des letzten Nettoeinkommens liegt.
Eben dieser – männliche – Durchschnittsverdiener mit aktuellem Nettoverdienst von 2.084€ gibt statistisch gesehen ca. 36% seines Einkommens für Miete und Energie aus. Weitere 14,10% kommen für Nahrungsmittel und Gesundheit dazu. Während er Freizeit, Urlaub, Kultur und Verkehr mit weiteren ca. 26% bedient, verfügt er sogar im Durchschnitt sogar noch über 23,2% freie Mittel.
Verlässt er sich nur auf die gesetzliche Rente und stellt seine Sparanstrengungen ein, verfügt er im Alter nur über ca. 1.102€. Während sich unser Durchschnittsverdiener heute noch finanziell einschränken und auf die Fernreise oder den Kinobesuch zugunsten der Altersvorsorge verzichten könnte, ist mit 1.102€ Rente zukünftig nur noch das nackte Überleben möglich. Das Geld reicht für Wohnen und Essen. Mehr definitiv nicht. Die Sparrate für die Altersvorsorge heute zu reduzieren, bedeutet also in vielen Fällen, auf finanziellen Spielraum im Alter gänzlich zu verzichten.
Noch dramatischer ist die Situation bei Frauen. Unterstellen wir den gleichen Durchschnittslohn (aufgrund der differierenden Erwerbsbiographie im Vergleich zu Männern schon eine zu positive Annahme), ist der sogenannte „gender pension gap“ bei Frauen nochmals deutlich höher. Unsere Durchschnittsverdienerin kommt im Alter auf lediglich 833€ und wäre mit dieser Rentenhöhe auf staatliche Unterstützung angewiesen. Fast jeder fünfte Altersrentner (17,9%), der 65 Jahre oder älter ist, liegt heute bereits unterhalb der von der Bundesregierung definierten Altersarmutsgrenze (Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales). Tendenz in den letzten Jahren: steigend.
Auch Besserverdienende werden Probleme bekommen
Aber die Situation ist nicht nur bei Gering- oder Durchschnittsverdienern problematisch, sondern auch bei Besserverdienenden. Da bei einem Bruttoeinkommen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze im Verhältnis weniger in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt wird, liegt die zu erwartende Rente prozentual zum letzten Nettoeinkommen sogar nur bei 41,9%.
Hinzu kommen bei Besserverdienenden noch zusätzliche Ausgaben im Alter, die gerne vergessen werden und zu massiven finanziellen Einschränkungen führen können. Und das unabhängig von den aktuellen Preissteigerungen durch die herrschende Inflation.
Viele Besserverdienende nutzen die Möglichkeit, aus der gesetzlichen in eine private Krankenversicherung zu wechseln. Oftmals ist das sogar ein lohnenswertes Geschäft, da der Tarif der privaten Krankenversicherung gegebenenfalls sogar günstiger ist. Da der Arbeitgeber die Hälfte zur privaten Krankenversicherung beiträgt, erscheinen die Ausgaben für die Gesundheitsvorsorge über einen sehr langen Zeitraum erschwinglich zu sein.
Problem ist nur, dass auch als Rentner die Beiträge für die private Krankenversicherung geleistet werden müssen. Und dann ohne regelmäßigen Zuschuss durch den Arbeitgeber. Ebenfalls unterliegen die Tarife der privaten Krankenversicherer regelmäßigen Preissteigerungen, die in der Vergangenheit bei 2,8% jährlich lagen (Quelle: Verband der privaten Krankenversicherer). Natürlich kann man Tarife in der pKV anpassen und womöglich auf Leistungen verzichten, um den monatlichen Beitrag zu senken. Zudem bilden private Krankenversicherer mit einem Teil der Beiträge Rückstellungen für das Alter, um die zukünftigen Preissteigerungen zu dämpfen. Mit deutlich höheren Beiträgen im Alter sollte man trotzdem rechnen. Unterstellt man die Preissteigerung der letzten Jahre von 2,8% auch für die nächsten Jahre, ergibt sich so eine zusätzliche Nettobelastung von 1.145€.
Tipp: Tarife der privaten Krankenversicherung lassen sich in der Ansparphase bereits optimieren, um so die monatlichen Beiträge zu reduzieren, ohne dass man auf Leistung verzichten muss. Sollten Sie hierbei Unterstützung benötigen, stellen wir gerne den Kontakt zu pKV-Spezialisten her, die nicht auf Provisionsbasis arbeiten.
Spardisziplin, Rendite und Kosten entscheidend
So ernüchternd dieser Beitrag für Sie sein mag, wenn Sie mit der aktuellen Inflation zu kämpfen haben: die Altersvorsorgebeiträge zu reduzieren oder das Gesparte zu plündern macht ihr Problem in Zukunft nur noch schlimmer. Umso wichtiger ist – neben einer schmerzhaften Spardisziplin – die Optimierung ihrer Altersvorsorge. Denn wenn Sie schon unter finanziellen Schmerzen einen monatlichen Beitrag für Ihre Altersvorsorge zurücklegen, dann muss es sich auch für Sie lohnen.
Daher sollten Sie Produkte mit zu niedrigen Renditechancen und zu hohen Kosten meiden. Sowohl klassische Lebensversicherungen als auch Riester-Renten sind in den allermeisten Fällen schlichtweg ein schlechtes Investment. Nach Abzug von Kosten und Inflation muss Ihr Sparbeitrag so investiert werden, dass die langfristige Inflation von 2-3% deutlich geschlagen werden kann. Allein das schaffen nach Abzug von Kosten die meisten Altersvorsorgelösungen in Deutschland nicht.
Wenn auch Sie die Rente an zweiter Stelle für Ihre Zukunftsperspektive sehen, dann gehen Sie sie jetzt aktiv an. Wir helfen Ihnen gerne dabei.

