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Was tun mit der Riester-Rente?

Die Riester-Rente ist zum Synonym für die gescheiterte Förderpolitik gleich mehrerer Bundesregierungen geworden. Und obwohl das Produkt seit vielen Jahren massiv in der Kritik steht, lässt eine Reform weiter auf sich warten. Zumindest prüft die Regierung jetzt Alternativen. Was also sollten 16 Millionen Riester-Sparer mit ihrem „Altersvorsorge-Zombie“ tun: Weitersparen, Beiträge stoppen – oder kündigen?

Die Zahlen zur Riester-Rente sprechen eine deutliche Sprache: im letzten Jahr kündigten über 100.000 Kunden ihren Riester-Vertrag. Auch sonst befindet sie sich im freien Fall. Über 3,3 Millionen Kunden leisten keine Beiträge mehr in ihren Vertrag. Und verzichten so – wissentlich oder nicht – auf die staatliche Förderung. Und bei fast 1 Millionen Kunden wurden die Zulagen von der Zulagenstelle zurückgefordert und müssen in einem aufwendigen Verfahren per Antrag zurückgefordert werden.

Das Produkt wird selbst von vielen Anbietern gemieden: zu schwierig ist der Absatz eines in der öffentlichen Wahrnehmung ramponierten Produktes, zu hoch der Verwaltungsaufwand, zu problematisch und unrentabel die Gestaltung von Beitragsgarantien im aktuellen Marktumfeld. Von einst 90 Anbietern sind aktuell nur noch 18 im Markt übrig, die überhaupt noch eine Riester-Rente anbieten.

Aber das größte Problem ist die miserable Rendite aufgrund der verpflichtenden Beitragsgarantie, die den Vermögensaufbau massiv behindert. Hier haben insbesondere die letzten drei schwierigen Kapitalmarkjahre tiefe Furchen in die Wertentwicklung der Verträge vieler Kunden geschlagen. Die Renditeaussichten der meisten Riester-Produkte ist weiterhin bestenfalls mäßig.

Und was viele Riester-Kunden ausblenden oder gar nicht vermuten: auf die ohnehin zukünftig mickrigen Renten fallen dann auch noch hohe Steuern an.

Was tun mit meinem Riester-Vertrag?

Bis zu 160 € sparen viele Riester-Sparer regelmäßig in ihren Vertrag. Zusätzlich sind viele Verträge mittlerweile bereits bis zu 20 Jahre alt und weisen mitunter Beträge von mehreren zehntausend Euro aus. Klar ist leider auch: an den meisten Riesterverträgen sind die sehr guten Renditen an den Kapitalmärkten der letzten Jahre fast spurlos vorbei gegangen. Hinzu kommt, dass in vielen Verträgen – trotz noch langer Laufzeit – der Aktienanteil eher niedrig ist.
Sprich: die zukünftigen Renditechancen sind sehr mau.

Tatsächlich ist in vielen Konstellationen das Festhalten am Riestervertrag ziemlicher Unsinn. Was also tun mit dem Riestervertrag? Weitersparen in der Hoffnung auf ein kleines (aber unwahrscheinliches) Renditewunder? Den Vertrag beitragsfrei stellen und sich wenigstens später die eingezahlten Beiträge auszahlen lassen? Oder den Vertrag kündigen und mit dem Geld sein Glück woanders versuchen?

Da eine Antwort auf diese Frage leider nicht banal ist, haben wir einige Konstellationen durchgerechnet, um Ihnen eine Hilfestellung zu geben, falls auch Sie gerade die Frage umtreibt, was Sie mit dem Riester-Vertrag machen sollen.

Lieber handeln als hoffen

Aber woran erkennt man, ob man einen brauchbaren Riester-Vertrag hat – oder einen „Zombie“? Dazu müssen Sie: handeln. Und ja, leider: Sie müssen sich auch mit den Unterlagen auseinanderzusetzen, die in vielen Ordnern seit Jahren abgeheftet und ungelesen vor sich hin schlummern. Das kann Ihnen niemand abnehmen. Ihnen winken aber als „Belohnung“ mehrere Tausend Euro an Mehr-Rendite für Ihre Altersvorsorge. Und wir Unterstützen Sie auf Wunsch ebenfalls gerne mit unserem Fachwissen. Über service@mypension.de können Sie uns Ihre Unterlagen zukommen lassen. Wir helfen Ihnen, die Unterlagen richtig zu deuten.

Generell ist es zunächst wichtig zu wissen, welche Art von Riester-Vertrag man überhaupt hat. Denn es gibt verschiedene Formen von Riester-Verträgen. Hier unsere Einschätzung:

  • Riester-Banksparpläne: Selbst wenn die Zinsen aktuell steigen, ist das Produkt nicht für die Altersvorsorge geeignet. Zumindest nicht für Sparer, die noch mehr als 15, 20 Jahre vor sich haben.
  • Riester-Bausparverträge: Könnten im aktuellen Marktumfeld etwas sinnvoller sein. Aber es ist in der Realität sehr schwierig, einen Bauspar-Riester in eine Finanzierung einzubringen. Auch hier von unserer Seite eher „Daumen runter“.
  • Riester-Fondssparpläne: Sie haben im letzten Jahr besonders gelitten, da auch die Rentenpapiere, mit denen Garantien abgesichert werden, massiv an Wert verloren haben. Hier sollte man sich sehr genau anschauen, was im Vertrag passiert ist – und dann handeln.
  • Konservative Riester-Versicherungen: Je „älter“ die sogenannte klassische Riester-Rentenversicherung, desto höher der Garantiezins. Bis zu 3,25% jährliche Verzinsung können alte Riester-Verträge vorweisen. Allerdings vor Kosten und Steuern! Übrig bleiben werden mickrige Nettorenditen von 1-2 %. Bei weitem nicht ausreichend, um eine inflationsbereinigt positive Rendite für die Altersvorsorge zu erreichen. Wer Aktien für Teufelszeug hält, kann an solchen Verträgen festhalten. Alle anderen, die noch 15 bis 20 Jahre Zeit haben bis zum Rentenbeginn, sollten handeln.
  • Fondsgebundene Rentenversicherungen: ein sehr weites Feld, da es mehrere Produktformen am Markt gibt. Nur eine Form taugt unter Umständen, die sogenannten „dynamischen Hybridprodukte“. Diese Produkte versuchen so hoch wie möglich in Aktien zu investieren. Allerdings immer unter Absicherung der zugesagten Garantien. Entsprechend kann die Aktienquote stark schwanken und ist abhängig vom Zeitpunkt des Abschlusses, Modell des Anbieters, Restlaufzeit und Kostenbelastung. Daher muss man sich diese Verträge genauer ansehen. Alle anderen Formen (bspw. „Indexpolicen“) taugen wenig und bieten kaum auskömmliche Renditen.

Aber wie bewertet man, ob ein Riester-Vertrag etwas taugt?

Hierbei helfen die jährlichen Standmitteilungen, die bei vielen Riester-Anbietern in den nächsten Wochen und Monaten eintrudeln sollten. Und diese sind – ganz im Gegenteil zu den sonstigen Standmitteilungen anderer Altersvorsorgeprodukte – sehr transparent. Und trotzdem werden sich vermutlich viele Sparer schwer damit tun, sie zu verstehen. Daher hier eine kleine Erläuterung auf Basis einer Muster-Riester-Standmitteilung.

Am wichtigsten sind dabei drei Kennzahlen:

  • Der „Abstand“ zwischen eingezahlten Beiträge und dem aktuellen Vertragswert. Oder anders gesagt: die Rendite, die der Vertrag erzielt hat.
  • Der Aktienanteil: je höher der Aktienanteil, desto besser für die zukünftigen Renditeaussichten des Vertrages. Aber Vorsicht: aufgrund der Beitragsgarantie, die der Vertrag erfüllen muss, kann es immer wieder zu (massiven) Umschichtungen kommen. Daher sollte man jedes Jahr checken, ob der Vertrag auch noch einen auskömmlichen Aktienanteil vorweisen kann.
  • Die Kosten: hier kann man sehen, was der Vertrag bereits gekostet hat – und welche Vertriebs- und Verwaltungskosten noch anfallen. Je höher die Werte liegen, desto negativer wird sich das auf die Rendite auswirken.

Bis zu 75 % mehr Rente bei Vertragskündigung und Neuanlage bei myPension

Zugegeben, das war jetzt viel Information. Aber was heißt das konkret für Ihren persönlichen Riester-Vertrag, der noch in Ihrem Versicherungsordner schlummert? Wir wollten es wissen. Und haben nachgerechnet.

Was wir nicht nachgerechnet haben, weil das Ergebnis eindeutig ist: Für Familien mit geringem Einkommen ist eine Riester-Rente sehr sinnvoll. Umso geringer der eigene Beitrag und umso höher die Zulagenzahlungen des Staates in den Vertrag, desto lohnenswerter für den Sparer.

Allen anderen Interessenten muss man ehrlicherweise von der Riester-Rente abraten. In allen betrachteten Szenarien bringen private Altersvorsorgelösungen bessere Ergebnisse. Und es lohnt sich auch, eine Riester-Rente zu kündigen und statt dessen eine günstige, renditestarke ETF-Rentenversicherung zu besparen. Obwohl bei der Kündigung eines Riester-Vertrages die staatliche Förderung zurückgezahlt werden muss. Voraussetzung ist allerdings, dass noch genügend Zeit bis zum Rentenbeginn vorhanden ist (> 15 Jahre).

Hier das Ergebnis unserer Musterberechnungen, bei der wir von einem Bruttoeinkommen von 40.000 €, bzw. 60.000 € ausgegangen sind. Der Vertrag wurde im Alter von 30 Jahren abgeschlossen, mit 40 wird der Vertrag sowohl beitragsfrei gestellt, bzw. gekündigt und der ausgezahlte Betrag (nach Abzug der Förderung) bei myPension investiert.

Bei einem Wechsel können Sie mit einer um 40%, bzw. 75% höheren Rente nach Kosten und Steuern rechnen. Das sagt alles. Voraussetzung: Sie handeln jetzt und gehen Ihre Finanzen an. Nur die Hoffnung auf Besserung wird Ihnen nämlich nicht weiterhelfen.

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