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Bitcoin, Krypto, Blockchain: eine neue Anlageklasse oder die nächste „Tulpen-Blase“?

Bitcoin und andere Kryptowährungen haben sich in kürzester Zeit von einem Nischenphänomen zu einem globalen Finanztrend entwickelt. Während Befürworter sie als revolutionäre Anlageklasse mit unbegrenztem Potenzial feiern, warnen Kritiker vor Spekulationsblasen und grundlegenden Risiken. Doch was steckt wirklich hinter dem Hype? Ist der Bitcoin eine neue Anlageklasse, die man im Portfolio haben sollte – oder ist er die „Tulpen-Blase“ des 21. Jahrhunderts?

Die “Tulpen-Blase” des 17. Jahrhunderts war eine der ersten großen Spekulationswellen der Geschichte. In den Niederlanden stiegen die Preise für Tulpenzwiebeln ins Astronomische, getrieben von wohlhabenden Käufern, die sie als Statussymbol begehrten, und von Spekulanten, die auf stetig steigende Preise setzten. Einzelne Zwiebeln wurden zeitweise zu Preisen gehandelt, die dem Gegenwert eines Hauses in Amsterdam entsprachen. Doch als die Nachfrage abebbte, brach der Markt abrupt zusammen. Käufer blieben auf wertlosen Verträgen sitzen, und viele Händler erlitten den finanziellen Ruin. Dieses immer wieder herangezogene Beispiel für die Übertreibungen an den Kapitalmärkten zeigt, wie ein irrationaler Hype an den Kapitalmärkten zu massiven Vermögensverlusten führen kann.

Das Problem ist nur: ob es ein irrationaler Hype oder eine Jahrhundertchance an den Kapitalmärkten ist, zeigt sich immer erst im Nachhinein. Und allen Warnungen zum Trotz: diejenigen, die im 17.Jahrhundert mit den Tulpenzwiebeln ein glückliches Händchen hatten und rechtzeitig verkauft haben, wurden zu wohlhabenden Leuten. Des einen Glück ist des anderen Leid.

Einen ähnlich rasanten Preisanstieg erlebt seit einigen Jahren die „Krypto-Währung“ Bitcoin.

Viele sehen Bitcoin als Wertspeicher, weil er eine künstliche Knappheit aufweist, die ihn ähnlich wie Gold (so die Theorie) vor Inflation schützt. Zudem ist er unabhängig von staatlichen Eingriffen und Bankensystemen, was ihn in wirtschaftlich instabilen Regionen oder bei Währungsabwertungen als sicheren Hafen attraktiv macht. Seine digitale Natur ermöglicht eine einfache und schnelle globale Übertragung, was ihn zusätzlich als langfristiges
Wertaufbewahrungsmittel etabliert.

Das sagen zumindest die Befürworter des Bitcoin.

Kritiker argumentieren, dass Bitcoin trotz seiner Knappheit kein verlässlicher Wertspeicher ist. Sie verweisen auf seine extreme Preisvolatilität, die ihn unberechenbar und riskant macht. Zudem betonen sie, dass Bitcoin keinen „inneren Wert“ hat, da er weder physisch greifbar ist noch Erträge wie Zinsen oder Dividenden generiert. Einige Kritiker sehen die Wertspeicher-Argumentation als Spekulationshype, der stark von Glaube und Marktsentiment abhängt. Sie warnen, dass Bitcoin durch regulatorische Eingriffe, technische Schwächen oder schwindendes Interesse an Vertrauen und Wert verlieren könnte.

Aber wer hat nun recht? Und viel wichtiger: was ist der Bitcoin überhaupt?

Auf der Suche nach einer möglichen Antwort gehen wir diesem Phänomen in im folgendem Text etwas näher auf den Grund.

Wo der Bitcoin herkommt und was er mit der Blockchain-Technologie zu tun hat

Die Blockchain-Technologie und Kryptowährungen wie Bitcoin haben in den letzten Jahren weltweit Aufmerksamkeit erlangt und gelten als transformative Innovationen mit weitreichenden Auswirkungen. Ihre Ursprünge, Funktionsweise und Vorteile eröffnen ein Verständnis für die Tragweite dieses technologischen Paradigmenwechsels.

Die Wurzeln der Blockchain-Technologie reichen bis in die 1990er Jahre, als erste Konzepte für sichere digitale Datensysteme entwickelt wurden. Ein be deutender Meilenstein war die Erfindung von Hash-basierten Datenstrukturen, die eine manipulationssichere Speicherung von Informationen ermöglichten.

Doch erst mit der Veröffentlichung des Bitcoin-Whitepapers im Jahr 2008 durch eine anonyme Person oder Gruppe namens Satoshi Nakamoto wurde die Blockchain-Idee in ein funktionierendes System umgesetzt. In seinem Whitepaper mit dem Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ schlug Nakamoto eine dezentrale digitale Währung vor, die ohne Vermittler wie Banken auskommt.

Es dürfte nur wenige Schriftstücke des 21. Jahrhunderts geben, die mit so wenig Seiten einen so großen Einfluss hatten wie das Bitcoin-Whitepaper von Satoshi Nakamoto. Auf gerade mal 8 Seiten beschreibt er in diesem Whitepaper die technische Grundlage für Bitcoin, Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie. Das Whitepaper gilt zurecht als Gründungsdokument der virtuellen Währungen. Es verbindet mehrere kryptographische Konzepte – Hashes, Signaturen, Merkle Trees und mehr – um erstmals ein dezentrales Transaktionssystem für digitales Bargeld zu schaffen.

Die Veröffentlichung von Bitcoin war eine direkte Reaktion auf die globale Finanzkrise von 2008, die das Vertrauen in traditionelle Finanzinstitutionen erschütterte. Nakamoto wollte ein System schaffen, das auf Vertrauen in Mathematik und Kryptografie statt auf zentralisierte Institutionen basiert. Bitcoin wurde 2009 eingeführt, und seine zugrunde liegende Technologie, die Blockchain, wurde als Lösung für das Problem der „doppelten Ausgaben“1 entwickelt, bei dem digitale Transaktionen nicht mehrfach verwendet werden können.

Anders als sämtliche vorhergegangenen Versuche, ein digitales Bargeld zu erzeugen, kommt Satoshi Nakamotos Erfindung vollständig ohne Vertrauen2 aus. Damit hat Satoshi eine brillante und überraschende Lösung für ein Problem gefunden, an dem sich die Kryptographen vor ihm die Zähne ausgebissen hatten.

Funktionsweise der Blockchain-Technologie und die Rolle von Bitcoin

Die Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die Transaktionen in sogenannten „Blöcken“ speichert. Diese Blöcke sind chronologisch geordnet und durch kryptografische Hashes3 miteinander verbunden, was Manipulation nahezu unmöglich macht. Die Blockchain wird von einem dezentralen Netzwerk4 von Computern, den sogenannten Knoten („Nodes“), verwaltet, die auf der zentralen Blockchain-Client-Software beruhen.

Ein dezentrales System entzieht sich der Kontrolle durch einzelne Unternehmen oder Staaten, die keinerlei Einfluss mehr darauf haben. Wichtig ist dabei, dass es ein absolut sicheres Verfahren gibt, um die Korrektheit von Transaktionen zu gewährleisten, weshalb das kryptographische Verfahren über Hashes elementar für die Blockchain ist.

Die Blockchain-Software verifiziert Transaktionen und die Einhaltung von Konsensmechanismen wie dem Proof-of-Work (PoW) sicherstellen. Der Proof-of-Work (PoW) ist ein Konsensmechanismus, der erfordert, dass Netzwerkteilnehmer komplexe, rechenintensive Aufgaben lösen, um neue Blöcke zur Blockchain hinzuzufügen. Diese Netzwerkteilnehmer werden auch als Miner bezeichnet. Miner verifizieren die Transaktionen und fügen diese in neuen Blöcken zusammen, indem sie komplexe kryptografische Aufgaben lösen. Für diesen Beitrag zur Sicherung und Aufrechterhaltung der Blockchain erhält der Miner als Belohnung5: die durch den Mining-Prozess neu generierte Kryptowährung Bitcoin. Der Bitcoin ist somit die Entlohnung für diejenigen Blockchain-Teilnehmer, die dafür sorgen, dass das Netzwerk durch die Bereitstellung von Rechner- und Rechenkapazitäten aufrecht erhalten werden kann. Bitcoin ist somit – überspitzt gesagt – eine Codezeile in einem dezentralen Netzwerk, die kryptografisch gesichert ist, dauerhaft in der Blockchain gespeichert wird und nur mit dem privaten Schlüssel des Besitzers übertragen werden kann.

Jede Transaktion wird zunächst im Netzwerk verteilt und von den Knoten geprüft. Wenn eine Mehrheit der Knoten die Gültigkeit bestätigt, wird die Transaktion in einen Block aufgenommen. Dieser Block wird dann an die bestehende Kette angehängt und dauerhaft gespeichert. Ein einmal hinzugefügter Block kann nicht mehr geändert werden, ohne dass die gesamte Kette ungültig wird. Dies garantiert Transparenz und Sicherheit.

Bitcoin war die erste Anwendung der Blockchain-Technologie und dient als ihr Prototyp. Innerhalb der Blockchain erfüllt Bitcoin mehrere Funktionen. Zum einen ist Bitcoin die native Währung des Systems, die als Belohnung für Miner ausgegeben wird, die die Rechenleistung für die Validierung und Erstellung neuer Blöcke bereitstellen. Zum anderen dient Bitcoin als Medium für den Werttransfer, das auf der Blockchain nachverfolgt werden kann. Jede Transaktion ist transparent, öffentlich einsehbar und dauerhaft gespeichert, was Manipulationen oder Betrug erschwert.

Der Bitcoin als Wertspeicher

Der Bitcoin profitiert in der Außenwahrnehmung vor allen von seiner „Funktion“ als „Wertspeicher“. Ein Wertspeicher bezeichnet ein Gut oder Medium, das seinen Wert über längere Zeit hinweg bewahrt und nicht an Kaufkraft verliert. Klassische Wertspeicher sind bspw. Gold oder Immobilien, die sich durch Ihre Beständigkeit und Knappheit auszeichnen. Diese Funktion sehen immer mehr Menschen im Bitcoin.

Dafür spricht zunächst einmal die maximale Anzahl von Bitcoins, die jemals existieren werden. Diese ist auf 21 Millionen begrenzt. Diese „Verknappung“, ähnlich wie bei Gold, soll Bitcoin einen Inflationsschutz verleihen. Anders als bei Fiat-Währungen, die unbegrenzt geschaffen werden können.

Im Gegensatz zu traditionellen Währungen, die von Zentralbanken gesteuert werden, ist Bitcoin dezentralisiert. Diese Eigenschaft schützt es vor politischer Einflussnahme und Missmanagement. Der Bitcoin wird nicht von wirtschaftlichen Veränderungen in einem bestimmten Land beeinflusst, was es zu einer potenziell stabilen Anlage macht, wenn traditionelle Märkte instabil sind. Auch lässt sich der Bitcoin leicht über Grenzen hinweg transferieren und in sehr kleinen Einheiten (bis zu einem Hundertmillionstel eines Bitcoins, bekannt als “Satoshi”) geteilt werden. Gerade in Ländern mit extrem hoher Inflation oder finanzieller Instabilität (wie Venezuela oder Simbabwe) bietet Bitcoin eine stabilere Wertanlage im Vergleich zur lokalen Währung, was es den Einwohnern ermöglicht, ihr Vermögen zu sichern.

Der Bitcoin als Währungsersatz

Viele sehen im Bitcoin nicht nur einen Wertspeicher, sondern eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den etablierten Weltwährungen. Eine Währung erfüllt im Allgemeinen die Funktion eines anerkanntes Tauschmittels, das als Maßstab für den Wert von Waren und Dienstleistungen dient. Sie kann in Form von Münzen, Scheinen oder digital existieren und erfüllt die Funktionen als Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel und Recheneinheit.

In Bezug auf Transaktionsgeschwindigkeit und -kosten kann Bitcoin, insbesondere bei grenzüberschreitenden Transfers, deutlich schneller und günstiger sein als herkömmliche Banküberweisungen. Mit der Nutzung von Technologien wie dem Lightning Network werden diese Vorteile weiter verstärkt, da es Mikrotransaktionen ermöglicht und die Netzwerkauslastung reduziert. Ein weiterer zentraler Vorteil ist die Zugänglichkeit: Bitcoin kann von jedem genutzt werden, der über einen Internetzugang verfügt, ohne dass ein Bankkonto erforderlich ist. Dies eröffnet besonders in Ländern mit schlechter Bankinfrastruktur neue finanzielle Möglichkeiten.

Darüber hinaus ist Bitcoin durch seine Kryptographie äußerst fälschungssicher, was Betrug und Manipulationen unmöglich macht. Ein zusätzlicher Vorteil liegt in der Programmierbarkeit der Bitcoin-Blockchain. Diese erlaubt nicht nur einfache Geldtransfers, sondern auch die Implementierung komplexer Vertragsstrukturen und automatisierter Vereinbarungen, sogenannte Smart Contracts. Schließlich gewährleistet die Blockchain ein hohes Maß an Transparenz, da alle Transaktionen öffentlich und nachvollziehbar sind, während die Privatsphäre der Nutzer durch pseudonyme Adressen geschützt bleibt.

Die dunklen Seiten des Bitcoin

So innovativ die Technologie und so plausibel die Einsatzmöglichkeiten erscheinen: auch der Bitcoin hat durchaus dunkle Seiten. Und davon sogar einige.

1.  Der hohe Energieverbrauch

Der Energieverbrauch von Bitcoin ist wichtiger Kritikpunkt an der Kryptowährung und ihrer zugrunde liegenden Technologie. Schätzungen zufolge entspricht der jährliche Energiebedarf des Bitcoin-Netzwerks dem eines mittelgroßen Landes wie den Niederlanden oder Argentinien. Dies macht etwa 0,5 % des weltweiten Stromverbrauchs aus, was für eine einzelne Technologie bemerkenswert hoch ist. Dieser immense Energieverbrauch resultiert aus dem Proof-of-Work-Konsensmechanismus, der für die Sicherheit und Validierung der Blockchain erforderlich ist, jedoch enorm rechenintensiv ist.

Ein weiterer Aspekt, der oft kritisiert wird, ist die geografische Verteilung des Bitcoin-Minings. Ein erheblicher Anteil der Mining-Aktivitäten findet in Ländern wie China, Iran, Kasachstan oder Russland statt, die nicht nur für ihren günstigen Strom, sondern auch für ihre oft undurchsichtige politische oder wirtschaftliche Praktiken bekannt sind. Diese Regionen haben ein großes Interesse an verdeckten Finanztransaktionen, was den Ruf von Bitcoin zusätzlich belastet. Kritiker bemängeln, dass die Verlagerung in solche Länder nicht nur ethische Fragen aufwirft, sondern auch die globale Energiewende behindern könnte, da das Mining dort häufig auf fossilen Energieträgern basiert. Der hohe Energieverbrauch und die geopolitischen Verflechtungen machen Bitcoin zu einem kontroversen Thema im Spannungsfeld zwischen technologischer Innovation und Nachhaltigkeit.

2. Nutzung für kriminelle Aktivitäten und Betrug 

Bitcoin und andere Kryptowährungen werden auch zunehmend mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Ein bedeutender Teil der illegalen Transaktionen findet auf Darknet-Marktplätzen statt, wo Bitcoin als bevorzugtes Zahlungsmittel für den Drogenhandel dient. Darüber hinaus spielen Kryptowährungen eine zentrale Rolle bei Ransomware-Angriffen, bei denen Cyberkriminelle Lösegeldzahlungen in Bitcoin oder anderen Kryptowährungen fordern, da diese schwerer zu verfolgen sind. Auch Geldwäsche ist ein häufiges Problem: Kryptowährungen werden genutzt, um Gelder aus illegalen Quellen durch komplizierte Transaktionen zu “säubern” und ihre Herkunft zu verschleiern.

Neben diesen kriminellen Aktivitäten sind auch Betrug und Diebstahl weit verbreitet. Betrügereien reichen von Ponzi-Schemata, bei denen Investoren mit unrealistischen Renditen gelockt werden, bis hin zu Phishing-Angriffen, bei denen Nutzer durch gefälschte Websites oder E-Mails um ihre Kryptowährungen gebracht werden. So hat der Bitcoin und andere Kryptowährungen durch spektakuläre Diebstähle und Betrugsfälle immer wieder Schlagzeilen gemacht, was nicht nur erhebliche finanzielle Verluste, sondern auch intensive Diskussionen über die Sicherheit und Regulierung dieser Technologien ausgelöst hat. Bekannte Beispiele sind der Mt.-Gox-Hack 2014 (850.000 gestohlene Bitcoins) und der Coincheck-Hack 2018 (534 Millionen US-Dollar in NEM-Tokens, darunter auch Angriffe wie der Bitfinex-Hack 2016 und der Poly-Network-Hack 2021. Hinzu kommen Skandale wie der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX unter Sam Bankman-Fried, bei dem Milliarden an Kundengeldern verloren gingen. Solche Vorfälle verdeutlichen die Sicherheitsrisiken und die dringende Notwendigkeit für stärkere Regulierung und Schutzmaßnahmen im Kryptobereich.

3. Marktmanipulation

Es gibt Berichte über mögliche Verbindungen zwischen Bitcoin-Preismanipulationen und der Verwendung von Tether (USDT), einer Stablecoin, die im Verhältnis 1:1 zum US-Dollar stehen soll. Die Hauptbedenken bestehen darin, dass Tether in kritischen Marktphasen eingesetzt wurde, um große Mengen Bitcoin auf Kryptowährungsbörsen zu kaufen und dadurch den Preis künstlich zu erhöhen. Eine bekannte Studie aus dem Jahr 2018 von John M. Griffin und Amin Shams, Dozenten der Universität von Texas, behauptete, dass Tether während des Markthochlaufs Ende 2017 verwendet wurde, um den Bitcoin-Preis zu manipulieren.

Die Autoren analysierten Transaktionsdaten und fanden heraus, dass Käufe mit Tether auf Börsen, die Bitcoin gegen Tether handeln, mit einem Anstieg des Bitcoin-Preises korrelierten. Dies ließ vermuten, dass Tether ohne ausreichende Dollar-Deckung ausgegeben wurde, um den Markt zu beeinflussen. Tether Ltd., das Unternehmen hinter der Stablecoin, und Bitfinex, eine eng verbundene Kryptowährungsbörse, gerieten in das Visier verschiedener Behörden, darunter die New Yorker Generalstaatsanwaltschaft. Die Ermittlungen konzentrierten sich darauf, ob die Unternehmen unvollständige oder irreführende Angaben zu ihren finanziellen Reserven und ihrer Beziehung gemacht hatten.

Im Februar 2021 einigten sich Tether und Bitfinex auf einen Vergleich mit der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft, zahlten eine Geldstrafe und schlossen das Verfahren ab, ohne ein Fehlverhalten einzugestehen. Trotz dieser Kontroversen bleibt Tether eine der am häufigsten genutzten Stablecoins und ein zentraler Bestandteil des Kryptowährungsmarktes. Das Unternehmen behauptet, dass Tether vollständig durch Reserven gedeckt sei, doch diese Aussage wird weiterhin von der Community und Regulierungsbehörden kritisch hinterfragt.

Ein weiterer Aspekt, der die Preisdynamik von Bitcoin beeinflusst, ist die hohe Konzentration von Bitcoin in den Händen weniger Akteure. Studien zeigen, dass ein großer Teil der verfügbaren Bitcoins von einem kleinen Prozentsatz der Adressen gehalten wird (sogenannte „Wale“), was den Markt anfällig für Manipulationen macht. Unter diesen “Walen” befindet sich auch Satoshi Nakamoto, der anonyme Erfinder von Bitcoin, dem schätzungsweise etwa eine Million Bitcoins gehören – ein erheblicher Anteil, der durch eine Bewegung oder Verkauf den Markt massiv beeinflussen könnte. Diese Konzentration stellt ein Risiko für die Stabilität und die Wahrnehmung von Bitcoin als dezentralisierte Währung dar.

4. Die hohen Transaktionskosten 

Die Transaktionskosten von Bitcoin sind variabel und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Diese Gebühren werden an die Miner gezahlt, die Transaktionen in Blöcke aufnehmen und die Blockchain fortschreiben. Die Höhe der Gebühr beeinflusst in der Regel, wie schnell eine Transaktion bestätigt und in die Blockchain aufgenommen wird. Je mehr Transaktionen im Netzwerk durchgeführt werden, desto größer ist die Konkurrenz um die Aufnahme in den nächsten Block, was in Zeiten hoher Netzwerkauslastung zu steigenden Gebühren führt.

Ein weiterer Faktor, der die Kosten beeinflusst, ist die Größe einer Transaktion in Bytes. Komplexere Transaktionen, die mehr Inputs und Outputs enthalten, benötigen mehr Platz in einem Block und sind daher teurer. Nutzer können zudem freiwillig höhere Gebühren zahlen, um ihre Transaktionen schneller bestätigen zu lassen, da Miner in der Regel jene Transaktionen priorisieren, die höhere Gebühren bieten.

Die Gebühren variieren stark, abhängig von der Netzwerkauslastung. In Zeiten geringer Aktivität können die Gebühren unter 1 US-Dollar fallen, während sie in Phasen extremer Auslastung auf über 20 US-Dollar steigen können. Im April 2024 lagen die durchschnittlichen Bitcoin-Transaktionsgebühren bei etwa 1,5 bis 3 US-Dollar, doch diese Werte können sich schnell ändern, je nach Anzahl der Transaktionen und der allgemeinen Nutzung des Netzwerks.

Die variablen und oft hohen Transaktionskosten machen Bitcoin als Zahlungsmittel im Alltag unpraktisch, insbesondere für kleinere Beträge, bei denen die Gebühren den eigentlichen Transaktionswert übersteigen können. Hinzu kommt die extreme Volatilität des Bitcoin-Preises, der innerhalb kurzer Zeiträume stark schwanken kann. Dies erschwert es, Preise in Bitcoin stabil zu halten und macht die Kryptowährung unberechenbar für Käufer und Verkäufer. Diese Faktoren untergraben die Eignung von Bitcoin als Währungsersatz und beschränken seine Nutzung auf spezialisierte Anwendungsbereiche oder als Spekulations- und Anlageobjekt.

Bitcoin: kaufen oder nicht kaufen?

Auch hier sind die Experten zweigeteilter Meinung. Wir haben daher bei einem „Pro“-Bitcoiner und einen „Contra“-Bitcoiner nachgefragt.

Philipp Duringer ist Gründer und Geschäftsführer der Vergleichsplattform „Kryptovergleich.de“ und ein ausgewiesener Experte im Bereich der Kryptowährungen. Aus seiner Sicht ist das Bitcoin-Netzwerk „ein fortgeschrittenes Experiment, dessen langfristige Bedeutung noch nicht endgültig bewertet werden kann“. Hinsichtlich seiner Funktion als Wertspeicher sagt Duringer, dass historisch betrachtet alle Fiat-Währungen an Wert verloren haben, weshalb aus seiner Sicht Bitcoin als apolitische, zensurresistente und inflationsgeschützte Alternative immer relevanter wird. Aus seiner Sicht hat die Einführung von Bitcoin-ETFs Anfang 2024, die schnell eine Marktkapitalisierung von 75 Milliarden Dollar erreichten, den Status von Bitcoin als anerkannte Anlageklasse weiter gefestigt. Führende Vermögensverwalter wie Blackrock und Fidelity treiben diese Entwicklung voran, und immer mehr Investoren betrachten Bitcoin als essenziellen Bestandteil eines diversifizierten Portfolios. Im Bereich der Decentralized Finance (DeFi) werden aus seiner Sicht ebenfalls innovative Konzepte entwickelt, die traditionelle Finanzprozesse dezentraler, effizienter und transparenter machen sollen. Doch aus seiner Sicht bleibt DeFi aktuell noch experimentell und risikoreich. Langfristig könnte dieser Bereich jedoch bestimmte Finanzprozesse revolutionieren, etwa durch die Tokenisierung von Vermögenswerten oder dezentrale Kreditplattformen. Er sieht in Bitcoin und DeFi, trotz Skepsis über kurzfristige Entwicklungen, spannende Perspektiven für die Zukunft der Finanzwelt.

Ganz anders steht Ferdinand Haas, ehemaliger Leiter der Produktspezialisten bei DWS Investments und Geschäftsführer der Portfolio Generator GmbH, zu Bitcoin und DeFi.

„Bitcoin hat sich im illegalen Bereich als Zahlungsmittel etabliert, allerdings ist das nicht die Funktion, von etwas, das wir eine wirkliche Währung nennen würden“, merkt er an. Weiterhin verhindern hohe Transaktionskosten eine breite Nutzbarkeit für legale Zwecke. Technische Lösungen wie das Lightning Network existieren, sind aber noch nicht massentauglich. Der enorme Energieverbrauch, vergleichbar mit dem von Ländern wie Südafrika, ist seines Erachtens unverhältnismäßig, insbesondere im Vergleich zu effizienteren zentralisierten Systemen.

Als Anlageobjekt betrachtet er den Bitcoin sehr kritisch. „Der Bitcoin generiert weder Erträge wie Dividenden noch Zinsen, sondern nur hohe Energie- und Spekulationskosten, was ihn mehr als fragwürdig macht“, merkt Haas an. Ein Wertspeicher sollte einen inneren Wert haben, wie etwa eine Dividende oder ein Kupon. Obwohl das beim Bitcoin nicht der Fall sei, steige der Kurs, was Haas eher an eine Art Ponzi-System erinnert. Dazu würden die Studien passen, die nahelegen, dass Kurse in der Vergangenheit schon unter Manipulationsverdacht standen. Daher kann Haas nicht verstehen, dass seriöse Finanzdienstleister Finanzprodukte wie ETFs / ETCs auf den Bitcoin anbieten.

Auch die Blockchain-Technologie wird aus seiner Sicht zu unrecht für ihre Dezentralität gelobt, die seiner Ansicht nach eher ineffizient und kostenintensiv im Vergleich zu zentralen Systemen ist. Vor allem aber stört Haas die zugrunde liegende Ideologie, dass zentrale Institutionen nicht vertrauenswürdig seien.

Ein Fazit zum Bitcoin bleibt schwierig. Aus der traditionellen Kapitalmarktsicht bleiben viele Zweifel, ob der Bitcoin sich wirklich langfristig als neue, seriöse Anlageklasse etablieren wird, die in jedes Portfolio gehört. Zu schwierig ist aktuell noch eine belastbare Einschätzung, zu unsicher eine Prognose, wo sich der Bitcoin als mögliche Anlageklasse einreihen kann.

Dem Bitcoin-Anleger, der vor geraumer Zeit eingestiegen ist, wird die Diskussion reichlich egal sein. Er freut sich über exorbitante Kursgewinne. Bei all denjenigen, die noch nicht investiert sind, bleibt der Zweifel, ob das aktuelle Kursfeuerwerk ewig so weitergehen kann.

Es bleibt wohl jedem selbst überlassen, zu entscheiden, ob er mit dem Bitcoin in eine neue, interessante und langfristig gewinnbringende Anlageklasse investiert. Oder eben doch nur in eine Tulpenzwiebel.

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