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Zugegeben. Wer hat schon Lust darauf, sich mit der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) auseinanderzusetzen? Und trotzdem ist es wichtig, dass Du zumindest ein paar Fakten zur GRV kennst, um zu wissen, was Du später mal erwarten kannst – und was nicht.

Aber fangen wir mit den „Basics“ an, von denen Du vermutlich auch schon ein paar kennst.

In die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) zahlen rund 56,7 Millionen Versicherte ein (Stand: 31.12.2019). Hinzu kommen noch ca. 25 Millionen Rentner. Der mit Abstand größte Teil der deutschen Bevölkerung (mit einigen Ausnahmen, wie bspw. Selbständige oder Beamte) ist somit in der GRV versichert. Und obwohl oft gescholten, ist die GRV tatsächlich das Fundament der Alters- und Erwerbssicherung in Deutschland, allein schon aufgrund der schieren Größe.

Die GRV ist, auch das wirst Du wissen, umlagefinanziert. Das heißt, dass Erwerbstätige mit ihrem Rentenversicherungsbeitrag (der hälftig bis zur Beitragsbemessungsgrenze sowohl von Dir als Arbeitnehmer als auch von Deinem Arbeitgeber geleistet wird) die Renten der heutigen Rentner finanzieren. Zum Glück für uns werden wir immer älter und genießen mehr Möglichkeiten der Selbstverwirklichung (die letztlich in eine geringere Geburtenrate mündet) als noch die Generationen unserer Eltern und Großeltern. Das allerdings auch zum Leidwesen unseres gesetzlichen Rentenversicherungssystems, das auf „frische Beitragszahler“ (=Kinder) angewiesen ist und wegen der gestiegenen Lebenserwartung deutlich länger und für deutlich mehr Rentner aufkommen muss, als ursprünglich angedacht.

Gab es im Jahr 1992 statistisch gesehen noch 2,7 Beitragszahler pro Rentner, kippt das Verhältnis gerade dramatisch. Heute (Stand: 2020) sind es noch 1,8 Beitragszahler pro Rentner, zukünftig (2050) haben wir fast die Parität erreicht (1,3 Beitragszahler pro Rentner, Quelle: Statista).

Und jetzt kommen wir so langsam in den Teil der Zahlen, Daten und Fakten, die Dir vermutlich noch nicht so zu unserer GRV bekannt sind. Denn wenn immer weniger Beitragszahler da sind, um die Renten zu zahlen – wo kommt dann das Geld her? Nun ja, wir alle zahlen ja auch nicht in unerheblichen Maße Steuern. Die sind, sehr vereinfacht, dafür gedacht, dass der Staat wichtige Einrichtungen des Allgemeinwesens (Gesundheit, Bildung, Verkehr, Verteidigung, Soziales etc.) finanzieren kann. Und zu finanzieren gibt es eine ganze Menge (ich erspare den Lesern jetzt „Buzzwords“ wie Digitalisierung und Klimaschutz…).

Der größte Teil unserer Steuern fließt aber nicht etwa in Schulen, Krankenhäuser oder unsere Infrastruktur, sondern – Du ahnst es jetzt vielleicht – in Steuerzuschüsse, um die Rentenzahlungen aufrecht erhalten zu können. Seit Jahren ist der Steuerzuschuss zur GRV der mit Abstand größte Posten im Bundeshaushalt. Ca. 30% all unserer Steuereinnahmen werden benötigt, damit die vom Staat zugesagten Renten ausgezahlt werden können. Wenn Du Dich also das nächste Mal fragst, warum Dein Bürgeramt von Dir noch Faxnachrichten möchte oder die Schultoilette Deiner Kinder noch so aussieht, wie zu Deinen Schulzeiten: Es könnte an den 106,2 Mrd. € liegen, mit denen auch im Jahr 2022 die Renten mit Steuergeldern gestützt werden.

 

Du wusstest vermutlich nicht, dass die Ausgaben der GRV im Jahr 2021 bei gigantischen 359,7 Mrd. € lagen, wovon ca. 322,5 Mrd. € an ca. 21,6 Millionen Rentner ausgezahlt wurden. Du solltest auch wissen, dass nur 239,6 Mrd. € eingenommen wurden. Den Grund erwähnten wir bereits: Zu viele Rentner, zu wenige berufstätige Beitragszahler.

Erstaunlich ist dabei, wie hartnäckig sich Politiker seit Jahrzehnten vor einer dringend nötigen Reform drücken. Denn schon zu Zeiten, als Norbert Blüm plakatieren ließ, dass die Rente sicher sei (die jüngeren Leser erinnern sich vielleicht noch, ist tatsächlich schon bald 40 (!!!) Jahre her), war bekannt, dass sich das Rentensystem nicht mehr über Beitragszahler finanzieren lässt.

Vielleicht fragst Du Dich jetzt, warum zum Teufel nochmal die Politik ein so elementar wichtiges Thema, das darüber hinaus auch so viel an Steuergeldern verschlingt, über bald 4 Jahrzehnte vor sich hin gammeln lässt? Genau können wir das auch nicht beantworten. Aber klar ist, dass eine ernsthaft gemeinte Reform der GRV nicht drum herumkommt, die Steuerzuschüsse zum Wohle der zukünftigen Generationen massiv herunterzufahren. Was im Umkehrschluss bedeuten würde, dass man Renten kürzen müsste. Und jetzt vielleicht auch ein wichtiger Fakt, der vielleicht die Passivität der Politiker erklärt: Mit über 20 Millionen Urnengängern sind die Rentner die vermutlich entscheidende Wählergruppe. Die Partei, die sich wagt, die Renten zu kürzen, dürfte vermutlich keine allzu rosigen Aussichten darauf haben, die nächste Regierung zu stellen. Aber was „leistet“ die GRV für so viel „Beitrag“?

Trotz der riesigen Finanzierungslücken der GRV liefert sie gar nicht so schlechte Ergebnisse ab. Was auch irgendwie logisch ist, wenn jedes Jahr so viel Geld „hineingebuttert“ wird um die heutigen Rentner bei Laune zu halten.

So lag die Ø-Bruttorente in 2019 bei 1.570€ / 1.173€ (m/w). Laut Koalitionsvertrag der “Ampel” soll das Rentenniveau dauerhaft bei 48% liegen. Achtung: Das heißt leider nicht, von DEINEM letzten Netto. Denn um die sogenannte „Haltelinie“ von 48% zu verstehen, musst Du wissen, was der Eckrentner ist. (Erläuterung würde den Artikel hier sprengen, Du kannst es aber hier nachlesen).

Wenn man sich die Rentenanpassungen über die letzten Jahrzehnte ansieht, muss auch positiv festgehalten werden, dass die staatlichen Renten stärker als die Inflation gestiegen sind. Die Rentner profitierten zusätzlich von vielen gesetzlichen Anpassungen, die in den letzten Jahrzehnten die Renten haben steigen lassen.

 

Nun soll die aktuell in die höhe schnellende Inflation nicht auch noch Teil dieses Artikels werden. Aber es ist doch mehr als fraglich, ob der Staat die Mittel aufbringen kann, die zukünftigen Renten im Gleichschritt mit der momentan galoppierenden Inflation anzupassen. Unsere Vermutung: Ziemlich ausgeschlossen.

Wenn die Renten in der Vergangenheit inflationsbereinigt sogar gestiegen sind: Warum wird dann so oft über die GRV geschimpft? Nun weil – bewusst oder unbewusst – den Menschen irgendwie immer der Eindruck vermittelt wird, dass die GRV dafür da ist, den Lebensstandard zu halten. Was sie definitiv nicht kann. Mehr als die Grundbedürfnisse zu decken, wird nicht realisierbar sein. Das sollte man fairerweise seinen Bürgern auch so sagen, damit man nicht zu spät feststellt, dass die Kreuzfahrt im Alter nicht mehr drin ist. Grundbedürfnisse deckt die GRV (noch) gut, auch weil vom Staat unglaublich viel Steuergelder zur Stützung der Renten eingesetzt wird. Deinen Lebensstandard wirst Du allein mit der GRV nicht halten können.

Aber wie geht es mit der GRV weiter? Wird es die neue Ampel richten? Immerhin ist das Motto der neuen Regierungskoalition: „Mehr Fortschritt wagen“. Und Fortschritt haben wir in der GRV dringend nötig.

Und tatsächlich, es gibt Ideen. Naja, es gibt eine Idee. Zugegen, die Idee klingt erstmal gut: „Aktien-Rente“. Das klingt tatsächlich nach Fortschritt. Noch mehr „Fortschritt“ sucht man bezogen auf die Rentenpolitik dann aber leider vergebens. Denn im Koalitionsvertrag findet sich sonst kein Sterbenswörtchen darüber, wie man die GRV grundlegend sanieren will. Und ansonsten gibt es eben lediglich noch die Idee der „Aktien-Rente“. Diese Idee besteht aktuell darin, dass die Ampel sich darauf verständigt hat, dass einmalig (ja, genau nur einmal) ein Betrag von 10 Mrd. Euro für die langfristige Anlage in Aktien zur Verfügung gestellt wird, um die Rentenleistungen zu stabilisieren. Wir haben lange überlegt, wie wir diese Idee ohne übermäßigen Sarkasmus kommentieren sollen und haben uns dafür entschieden, lediglich diese Grafik hier zu zeigen. Sagen wir so: der Tropfen erreicht den Stein nicht einmal…

 

Aber was heißt das jetzt für Dich? Eigentlich ganz einfach.

Mach Dir ein Bild darüber, mit wie viel Rente Du später grob rechnen kannst. Und überlege Dir, wie Du diese Lücke mit sinnvollen Anlageprodukten schließen kannst. Einen groben Überblick darüber verschafft Dir unserer Rentenlückenrechner. Denn wir wollen ja, dass es mit Deiner Kreuzfahrt im Alter klappt.

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