Mitte März diesen Jahres hat die BaFin etwas getan, dass sie schon lange nicht mehr getan hat. Um sich einen branchenweiten Überblick zu verschaffen, hat sie die deutschen Rentenversicherer nach den Kostenbelastungen in den angebotenen Versicherungsanlageprodukten (sprich: klassische und fondsgebundene Rentenversicherungen) befragt. Diese Ergebnisse hat die BaFin sogar veröffentlicht, so dass wir alle endlich einen validen und transparenten Überblick darüber haben, was Altersvorsorgeprodukte üblicherweise so kosten.
Was im Grunde jeder vermutet hat, ist nun offiziell: ein Großteil der untersuchten Versicherungslösungen ist zu teuer. Sie schmälern die Rendite für die finanzielle Absicherung im Alter unter Umständen massiv.
Speziell bei den fondsgebundenen Lebensversicherungen (die im aktuellen Marktumfeld die einzig sinnvolle Alternative darstellt, um Vermögen aufzubauen) steht nach der Veröffentlichung der BaFin das Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Prüfstand. Und das nicht nur national über die BaFin, sondern auch auf europäischer Ebene über die Europäische Aufsichtsbehörde EIOPA (European Insurance and Occupational Pensions Authority). Denn auch dort wurde kürzlich ein Bericht über die Kosten und die Performance fondsgebundener Rentenversicherungen veröffentlich, der sich größtenteils mit den Ergebnissen der BaFin deckt.
Wie teuer Produkte sein können – und was das für Anleger bedeutet
Die BaFin hat gleich für mehrere Laufzeiten und Produktarten die sogenannten Effektivkosten ermittelt. Die Effektivkosten müssen von allen Rentenversicherern im Markt in den Basisinformationsblättern (BIBs) angegeben werden. Auch wenn es nach wie vor Möglichkeiten für Anbieter gibt, bestimmte Kostenbestandteile in dieser Kennzahl unklar zu beziffern, sind die Effektivkosten die beste (und einzige) Kostenkennzahl, die Rentenversicherungsprodukte miteinander vergleichbar macht. Die Effektivkosten geben an, wie stark eine angenommene Wertentwicklung (bspw. 6% p.a) durch anfallende Kosten reduziert wird. Nehmen wir an, ein Produkt weist Effektivkosten in Höhe von 1,0% p.a aus, dann bleiben von 6% unterstellter (Brutto)Wertentwicklung nach Kosten in der Summe 5% an Rendite für den Anleger „hängen“.
Die Höhe der Effektivkosten kann aufgrund der Vertragslaufzeit, Beitragshöhe und Zahlweise unterschiedlich hoch ausfallen, weshalb man sich als potentieller Interessent auf jeden Fall für die jeweilige Vertragskonstellation ein individuelles Angebot geben lassen sollte. Basisinformationsblätter müssen Anbieter auch für bestimmte Musterkonstellationen im Internet veröffentlichen. Es ist also nicht unbedingt nötig ist, ein offizielles Angebot bei einem Bankinstitut oder einer Versicherungsgesellschaft anfragen zu müssen.
Aber kommen wir zurück zum Bericht der BaFin.
Die BaFin hat die Effektivkosten – je nach Laufzeit – in 25%-Quantilen als auch im gewichteten Mittel der meistverkauften fondsgebundenen Produkte beziffert. Dabei wurde immer ein Monatsbeitrag von 100,00€ unterstellt.
Im gewichteten Mittel der meistverkauften fondsgebundenen Produkte liegen die Effektivkosten bei einer relativ typischen Laufzeit von 30 Jahren bei stolzen 1,90%. Das bedeutet, dass von einer unterstellten jährlichen Rendite von 6% vor Kosten für den Anleger letztlich nur 4,1% Rendite nach Kosten übrig bleiben. Etwa ein Drittel der Rendite wird durch Kosten „aufgefressen“. Und da es sich um das gewichtete Mittel der meistverkauften fondsgebundenen Produkte handelt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eines dieser Produkte abgeschlossen haben, gar nicht so klein.
In der gleichen Laufzeit (30 Jahre) und bei ebenfalls 100,00€ liegen die Effektivkosten bei myPension bei lediglich 0,86% p.a. Somit erzielen Kunden mit myPension nach Kosten eine jährliche Rendite von 5,14%, wenn man auch hier wieder von einer Wertentwicklung vor Kosten von 6% jährlich ausgeht. Die Kosten bei myPension liegen um etwa 55% niedriger als im gewichteten Mittel der „Topseller“ des Marktes. Über 30 Jahre Laufzeit und 100,00€ monatlichem Beitrag bedeutet das für Anleger eine Mehrrendite von ca. 20% oder ca. 14.000,00€. Je länger die Laufzeit umso größer wird die Differenz in der möglichen Auszahlung.
Einzelne Ausreißer im Markt mit extrem hohen Kosten
Neben den Kostenangaben mit Quantilen weißt die BaFin aber auch auf folgendes hin:
„Bei allen Eintrittsalter-Laufzeit-Kombinationen gibt es Lebensversicherer, bei denen die Effektivkosten der meistverkauften fondsgebundenen Produkte oberhalb von 4 Prozent liegen.“
Effektivkosten von 4% und darüber bedeuten, das mehr als 2/3 der erzielten Rendite nicht beim Anleger ankommen. Die Auszahlung im Vergleich zu myPension würde um ca. 70% geringer ausfallen. Eine ungeheuer hohe Zahl, die verdeutlicht, dass Anleger in einem schwer zugänglichen und intransparenten Markt ein nicht unerhebliches Risiko tragen, deutlich zu viel für ihre Altersvorsorge zu bezahlen. Durch die hohen Kosten der Produkte können Anleger in Gefahr geraten, keine ausreichende finanzielle Absicherung im Alter zu erreichen, obwohl sie Altersvorsorge betrieben haben. Hohe Einbußen im Alter kann man also auch haben, weil die gesparten Beiträge aufgrund der hohen Kostenbelastung schlichtweg viel zu wenig Rendite erwirtschaftet haben. Oder anders ausgedrückt: weil man sich als Anleger für das falsche Produkt entschieden hat.
Warum Altersvorsorgeprodukte so teuer sind – eine Bestandsaufnahme
In fondsgebundenen Rentenversicherungen kann eine Vielzahl unterschiedlicher Kostenkomponenten anfallen. Und auf unterschiedlichste Art und Weise den Anlegern belastet werden. Ehrlicherweise ist hier der Kreativität der Produktentwickler kaum Grenzen gesetzt. Und selbst Experten fällt es oftmals schwer zu beurteilen, wie sich bestimmte Kostenblöcke, die in Tarifen einkalkuliert sind, sich tatsächlich auf die Rendite auswirken. Und doch kann man die Kosten der Produkte grob in drei große Blöcke aufteilen: Abschluss- und Vertriebskosten, Verwaltungskosten des Vertrages und Kapitalanlagekosten.
Was man bei Abschluss- und Vertriebskosten beachten sollte
Die meisten Produkte am Markt werden von Banken, Versicherungen und freien Maklern beraten und vertrieben. Und diese Beratung wird sowohl über einmalige als auch laufende Abschluss- und Vertriebsprovision vergütet. Die einmalige Vertriebsprovision berechnet sich auf Basis der Summe der über die Vertragslaufzeit geleisteten Beiträge. Sprich: bei einem monatlichen Beitrag von 100,00€ und einer Laufzeit von 30 Jahren kommen über die Jahre Beiträge in Höhe von 36.000,00€ zusammen. Bis zu 4% davon werden bei Vertragsabschluss sofort fällig, in diesem Beispiel also 1.440,00€. Der Betrag von 1.440,00€ wird über die ersten 5 Vertragsjahre (60 Monate) gleichmäßig verteilt. Von 100,00€ werden somit über die ersten 60 Monate 24,00€ an Kosten entnommen. Lediglich 76,00€ landen nach Kosten tatsächlich im Vertrag. Dieses Verfahren der Abschlusskostenverteilung ist als „Zillmerung“ bekannt, benannt nach dem Mathematiker und Aktuar August Zillmer.
Hinzu kommen an laufender Bestandsprovision etwa 1-2% der Beiträge über die gesamte Laufzeit des Vertrages. Auch gibt es Versicherungsverträge, bei denen die Bestandsprovisionen in % des Vertragsguthabens gezahlt werden. Bezogen auf die Effektivkosten liegen die Kosten für Abschluss- und Vertrieb bei ca. 0,4 – 0,8% p.a.
Abschluss- und Vertriebskosten in Höhe von 0,4 – 0,5% der Effektivkosten erscheinen nicht übertrieben hoch, sofern die Beratung fachkundig und umfassend war. Und vor allem auch wenn sie regelmäßig während der gesamten Vertragslaufzeit stattfindet. Wesentlich günstiger ist eine Beratung auch kaum wirtschaftlich und professionell zu betreiben. Entsprechend ist an der Höhe der Vergütung nur die ungleiche Verteilung der Kosten zu bemängeln: sehr viel am Anfang (durch die oben beschriebene Zillmerung), fast nichts in der Folge. Oder bezogen auf oben genanntes Beispiel, würde der Berater bei Vertragsabschluss sofort 1.440,00€ überwiesen bekommen, für die laufende Betreuung der restlichen 30 Jahre aber lediglich 12,00€ bis 24,00€ jährlich. Der Anreiz für eine professionelle, laufende Betreuung entsteht also durch berufliche Ethik – und nicht durch die unattraktive Folgevergütung über die restliche Vertragslaufzeit.
Ein wesentliches Problem an der disproportionalen Verteilung der Kosten über die ersten 5 Vertragsjahre liegt vor allen Dingen in der naturgemäß schlechten Anfangsrendite des Vertrages. Denn die zugrunde liegenden Fonds müssten eine Rendite von knapp 11% in den ersten 5 Jahren hinlegen, um die anfallenden Kosten wieder einzuspielen. Bei einer konstanten Wertentwicklung des Vertrages von 6% würde es in etwa 1/3 der Vertragslaufzeit benötigen, bis Anleger in ihren Jahresbriefen sehen, dass der Vertragswert die eingezahlten Beiträge übersteigt. So viel Geduld haben informierte Anleger, die sich Jahresbriefe genau ansehen und lesen, oftmals nicht. Entsprechend hoch ist die Stornorate der Verträge in den ersten Vertragsjahren. Zum Schaden aller Beteiligten.
Als besonders problematisch ist die marktübliche Praxis anzusehen, dass jede weitere Erhöhung des monatlichen Sparbeitrags ebenfalls einer Zillmerung – also erneuten Abschluss- und Vertriebskosten, die über die folgenden 5 Vertragsjahre verteilt werden – unterliegen. Besonders junge Anleger, die früh mit einem niedrigen Beitrag mit dem Sparen beginnen und diesen mit zunehmender Dauer im Berufsleben nach und nach weiter erhöhen, kommen aus der „Abschlusskosten-Dauerschleife“ nicht heraus. Selbst nach Jahrzehnten können sich Verträge – trotz positiver Wertentwicklung der zugrunde liegenden Fonds – noch unterhalb der eingezahlten Beiträge befinden. Den gleichen Effekt haben auch Beitragsdynamiken, bei denen der Beitrag um einen bestimmten Prozentsatz jedes Jahr automatisch erhöht wird. Jede Beitragsdynamik führt zu einer erneuten Belastung der erhöhten Beiträge mit Abschluss- und Vertriebskosten.
Warum die Verwaltungskosten von Versicherern nach wie vor zu hoch sind
Zusätzlich zu den Abschluss- und Vertriebskosten fallen natürlich auch Kosten für die Verwaltung des Vertrages an. Üblicherweise ist das eine Mischung aus festgelegten Euro-Beträgen (Stückkosten) als auch Kosten, die in % der Beiträge und oder des Vertragsguthabens berechnet werden. Die Kosten für die Verwaltung des Vertrages bezogen auf die Effektivkosten liegen bei günstigen Anbietern zwischen 0,5-0,7% p.a., bei teureren Anbietern bei 1,0% und darüber.
Im Gegensatz zur Fondsbranche krankt es bei Lebensversicherern vor allem an der dringend nötigen Digitalisierung jahrzehntealter Verwaltungssysteme. In Zeiten des Web 4.0, bei dem die Grenze zwischen der realen und virtuellen Welt zunehmend verschwindet und der Nutzer kaum noch vom Internet getrennt ist, erscheint der Abschluss eines Rentenversicherungsvertrages dem ein oder anderem potentiellen Kunden wie ein archaischer Rückschritt in längst vergangene Tage.
Eine Studie des IT-Dienstleisters Adesso und der Versicherungsforen Leipzig beschreibt die Diskrepanz deutlich diplomatischer: „Die Produktentwicklung muss sich auch in der Lebensversicherung an den heutigen Kundenbedürfnissen orientieren. Für Millenials scheinen Lebensversicherungen, genau wie Sparbücher, unattraktiv.“ (Quelle: Studie der Versicherungsforen Leipzig und Adesso: „Geschäftsmodell Lebensversicherung 2025-2030. Eine europäische Perspektive.“)
Depotbanken und Fondsplattformen haben in den letzten Jahren massiv ihre Prozesse und Dienstleistungen automatisiert und digitalisiert. Sie sind die Grundlage für die boomenden Neo-Broker und Robo-Advisor, die die Depotverwaltung nicht selbst übernehmen, sondern „lediglich“ passende Frontends und Schnittstellen entwickelt haben, um sich an deren Dienstleistungen andocken zu können. Bei heutigen Versicherungsverwaltungssystemen ist es kaum vorstellbar, dass diese als Grundlage für die Digitalisierung in der Branche fungieren könnten.
Daher bleiben die großen Kostentreiber bei vielen Versicherern vor allem die vielen manuellen und nicht digitalisierten Prozesse. Viele Prozesse müssen dann auch von Kunden manuell, bzw. per Brief oder Fax, angestoßen werden und führen zusätzlich zu einer miserablen Nutzererfahrung.
Große Spannbreite bei den Kapitalanlagekosten
Kapitalanlagekosten werden stark von der Art der Kapitalanlage bestimmt – und haben entsprechend die größte Spannbreite in der Gesamtkostenquote eines Produktes. ETFs sind mittlerweile ab 0,15% p.a. (und teilweise darunter) zu haben, aktiv gemanagte Fonds (bspw. als Dachfondskonstruktion) können bis zu 2,5% p.a. (und darüber) des Vertragsguthabens kosten.
Versicherer erhalten von Fondsgesellschaften bei aktiven Fonds üblicherweise eine Vergütung für den Einsatz der Fonds in deren Versicherungsverträgen. Diese Vergütung fließt oftmals – in unterschiedlich hohen Anteilen und nicht immer in voller Höhe garantiert – an den Kunden zurück und reduziert dadurch die teils hohen Kosten aktiver Fonds.
Oftmals werden von Versicherern aber auch sogenannte institutionelle Anteilsklassen verwendet, die nur halb so teuer sind, da diese ohne Vergütung für den Versicherer auskommen.
Da die Kapitalanlagekosten den höchsten „Streueffekt“ in den Effektivkosten haben, ist es wahrscheinlich, dass ETFs ihren Siegeszug auch im Gewand einer Rentenversicherung weiterführen werden. Die Fondspaletten in den Tarifen der Versicherer sehen zwar zunehmend ETFs vor, aber tatsächlich ist dieser Trend noch nicht in der gesamten Branche angekommen.
Wir bei myPension gehen in allen drei Bereichen, in denen Kosten anfallen können, den für unsere Kunden bestmöglichen Weg: wir verzichten auf Abschluss- und Vertriebskosten, haben niedrige Verwaltungskosten, weil wir so viele Prozesse wie möglich digitalisiert haben und bieten ein sehr kostengünstiges, ETF-basiertes Weltportfolio an. Und sorgen mit unserem Produkt dafür, dass so viel Rendite wie möglich bei unseren Kunden „hängen“ bleibt.